Wie schon seit Jahrhunderten sammeln sich auch in diesem Frühjahr (März/April) die Donaunasen und ziehen in die Zubringer zum Laichen. Einer dieser Laichflüsse ist im Bereich des Nationalparks Donauauen (östlich von Wien) die Schwechat. Seit vielen Jahren beobachte ich akribisch das Laichgeschehen der Nasen an der Schwechat. Um uns einen aktuellen Überblick über die Bestände zu verschaffen, unternahm ich in Begleitung von Wolfgang Petrouschek und Christian Hembach einen Augenschein im Bezug auf das Laichgeschehen der Donaunasen an der Schwechat im Raum Achau. Noch vor zwei Jahrzehnten verrichteten hier an den Kiesstrecken der Schwechat tausende Fische ihr Laichgeschäft. In diesem Jahr zogen bis dato etwa dreihundert Fische zum Laichen in die Schwechat. Auf Grund der augenscheinlichen Wahrnehmungen steigen von Jahr zu Jahr immer weniger Nasen zum Laichen in die Schwechat und andere Nebenflüsse auf. Die Folgen davon sind deutlich weniger Jungfische sowie auch ein konstanter Wandel der Bestandspyramide.
Barben und Nasen am Laichzug
Es stellt sich die Frage, auf welche Umstände diese Entwicklung zurückzuführen ist?
Aus meiner Sicht haben n. a. Einflüsse besonders negative Auswirkungen auf das gesamte Habitat der Donau und speziell auf das Schwinden der Fischbestände:
- Die mehr als schlechten Laich- bzw. Habitatsbedingungen durch die Steinwurfregulierung und der damit verbundenen Abtrennung der Aubereiche sowie sonstige technische Verbauungen der Ufer,
- Verlust von Aufstiegsmöglichkeiten in die Laichgründe innerhalb der Donau selbst und ihrer Zuflüsse,
- der Laichfraß der eingeschleppten, nicht heimischen Grundelarten,
- der jährlich vernichtende Ausfraß von fischfressenden Vögeln und Säugetieren als auch Neozoen wie beispielsweise den Mink,
- der Wellenschlag der Schifffahrt,
- die erheblichen Wasserschwankungen von oft bis zu 0,5 Meter an der freien Fließwasserstrecke östlich von Wien,
- der Kahlschlag der Uferrandbereiche,
- die Unterminierung von Dämmen und auch weitgehende Kahlschläge durch die Biber am Donaustrom, in den Aubereichen und an den Zubringern.
Christian und Michael erörtern die Situation.jpg
Insbesondere Wolfgang Petrouschek, der ein Zeitzeuge der Nasenbestände vergangener Zeiten ist, war mehr als betroffen!
Vor mehreren Jahrzehnten war die Nase noch einer der massenhaft vorkommenden Fische in der Donau und der „Brotfisch“ der Angler und auch der Berufsfischer. Ob die Nasenbestände nicht bald gänzlich aus der Donau verschwunden sind, wird sich in einigen Jahren erweisen. Auch möchte ich nachhaltig betonen, dass es mir fern liegt, diesbezüglich irgendwelche Schwarzmalerei zu betreiben, doch ist es für mich als Staatsbürger ebenso unzulässig, etwas schön zu reden und die Realität nicht anzusprechen!
Die Schwechat einer der Laichflüsse der Nasen
Sollten kurzfristig nicht (legistische) Maßnahmen zur Verbesserung der Gesamtsituation für alle Wasserlebewesen an unserer heimischen Donau verordnet werden, sind zu den schon bestehenden Schädigungen weitere, irreparable Beeinträchtigungen zu erwarten!
Folgen Sie dem n. a. Videoclip in dem das Geschehen dokumentiert wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=cDxJM9cHTV0
Euer
Michael Komuczki
Die Wehr bei Achau
Die letzten Mohikaner am Laichzug