In den letzten Jahren wurde Österreich insbesondere im Donauraum mehrmals von aus der Norm liegenden Hochwässern heimgesucht. Jetzt war es wieder soweit! Auf Grund gleichzeitig großflächiger extremer Niederschläge in mehreren Bundesländern wälzten sich mit 22 06 2009 beginnend wieder große Wassermassen über die Zubringer in die Donau. Wegen dieser lang anhaltenden, starken Regenfälle im Donaubereich und deren Zubringern wurden der Donauraum und dessen Augebiete wieder großteils überflutet. Die Wassermassen brachten über Teile der Bevölkerung Österreichs abermals kaum vorstellbares Leid und einen kaum wieder gut zumachenden volkswirtschaftlichen Schaden. Auch die Natur wird durch diese stetige Hochwasserbelastung mehr als gezeichnet. Die entstandenen Schäden aus jagdlicher- und fischereimäßiger Hinsicht sind kaum abschätzbar.
Begünstigt wird dieses sehr oft durch Gewässerregulierungen und das Abschneiden der natürlichen Auslaufräume (Auen) von unseren großen Fließgewässern. Durch die Begradigungs- und Regulierungsmaßnahmen wird einerseits die Fließgeschwindigkeit der Gewässer erhöht, andererseits wird dadurch eine konzentrierte Schlammablagerung begünstigt. Die vor drei Jahrzehnten auf Grund des Baues des Wiener Entlastungsgerinnes bekrittelten Politiker haben mit dem Projekt Entlastungsgerinne Recht behalten! Durch diese Baumaßnahme wurde die Wiener Bevölkerung schon oft vor großem Leid – durch Hochwasser der Donau – bewahrt. Durch dieses Hochwasser waren diesmal aber auch viele andere Gebiete in Österreich betroffen, welche zuvor meist von diesen verschont geblieben waren.
Lebensraum der Fische bei Hochwasser
Mit Beginn des Hochwassers verändern sich die Lebensbedingungen der Fische entscheidend. Hierbei ist aber unter den langfristig langsam anschwellenden Hochwässer des Frühjahres und den letzten, urplötzlich anschwellenden Jahrhunderthochwässern grundsätzlich zu unterscheiden. Die Frühjahrshochwässer sind im Normfalle von geringerer Pegelhöhe, führen wenig Schlamm mit sich, da diese meist erst in den Niederungen (Zusammenfließen der Zubringer in einen Hauptstrom) massiver wirksam werden. Durch das Überfluten der nicht abgeschnittenen Auen tun sich für die Schuppenträger neue Nahrungsquellen auf, Sträucher und Gräser begünstigen das Laichen der Fische. Die Au wird so im Frühsommer zur Kinderstube der Fischbrut.
Wegen der geringeren Intensität und längeren Dauer der Hochwasser zu Jahresbeginn haben Fischbrut und Fische bei Sinken des Pegelstandes eine Chance, wieder in die Fließgewässer zurückzugelangen. Auch wirkt sich die Flutung der Au positiv auf das gesamt Ökosystem Au aus. Anders verhält es sich bei den letzten Mega-Hochwassergaus!
Die Pegelstände steigen mit geringer Vorwarnzeit zu höchsten Ständen an und fallen ebenso rasch ab. Durch die extremen Pegelstände der Zubringer werden unglaubliche Mengen an Geröll, Kies und feinen Sandteilchen mitgeführt. In der Äschenregion werden oft lange Strecken von Bachbeeten mit Gestein wahrlich zugeschüttet. Aber auch in den Strömen werden unglaubliche Mengen von Kies, Sand durch das Geschiebe verlagert. In den nicht durch Dämme abgeschnittenen Auslaufgebieten (Auen, Häfen) suchen die Fische jetzt ihre Einstände, da diese Gebiete zumeist strömungsberuhigt sind.
Aus diesen Einständen besteht für die Fische eine noch reelle Chance zur Rückkehr in den Hauptstrom, obwohl auch Teile der Fischbrut und Fische zu einem späteren Zeitpunkt verenden. Bei den durch Dämme abgeschnittenen Auslaufgebieten verhält sich dies meist anders. Brechen hier Dämme oder schwappt das Hochwasser über diese über, sind Fische die in dieses Angelgelände gelangen, zumeist verloren. Auch durch die hier entstandene Infrastruktur (Einfriedungen, Zäune etc.) ist eine Rückkehr der Schuppenträger bei Fallen des Wasserpegels meist nicht möglich. Zu diesem Zeitpunkt wäre es besonders wichtig, die Angelkollegen zur Fisch- und Fischbrutrettung einzusetzen. Dies ist meist auf Grund des sich ablagernden Schlammes und Bindung der Kollegen für Aufräumtätigkeiten aber kaum möglich. Hierdurch verenden meist sehr viele Fische und Jungfische. Parallel hiezu tut sich auch für die Fischräuber, Reiher und Co. ein echtes Schlaraffenland auf. Auch für die restliche Tierwelt ist ein solches Hochwasser ein wahres Drama. Viele Tiere können sich auf Grund der Wildschutzzäune nicht in Sicherheit bringen und verenden in den Fluten. Gerade jetzt zu Beginn der
Hirschbrunftzeit in den Donauauen ist dieses Hochwasser auch für die Jäger/Revierbesitzer ein großer Schaden. So schnell wie die Pegel steigen, so schnell fallen diese wieder. Für die betroffenen Menschen und Säugetiere ein Segen, für die Fische bedeutet dies zumeist sehr oft das Verenden.
Natürliches Nahrungsaufkommen
Durch das Hochwasser wird auch die natürliche Nahrung der Fische massiv beeinflusst. In den Äschen- und Forellenregionen werden durch das Hochwasser große Mengen Insektenlarven vom Gewässergrund und Uferbereich hoch gewirbelt und mitgerissen. Viele dieser Nährtierchen werden zwischen Steinen und Kies zerrieben. Wie stark die Abdrift ist, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen. In Mittelgebirgsflüssen beträgt nach extremen Hochwassern die Organismenmenge oft nur mehr 1,1 bis 3,5% von 100% davor. Unter solchen Gegebenheiten wird oft die gesamte Nährtierwelt zerstört. Es dauert Wochen und Monate, bis sich diese durch natürliche Besiedelung wieder regeneriert hat. Rascher geht dieser Zyklus vor sich, wenn das Hochwasser in die warme Jahreszeit fällt und erwachsene Formen von Insekten und Larven noch für Nachwuchs bzw. Regenerierung sorgen können. An großen Fließgewässern im Flachland ist die Situation nicht so prekär. Auch hier entstehen im natürlichen Nahrungsaufkommen der Schuppenträger Schäden. Doch in den beruhigten Zonen, Seitenarmen, Ausbuchtungen, Häfen bleiben große Teile der Nährtierwelt erhalten. Die Regenerierung dieser geht hier rascher von statten.
Umweltschäden
Hochwasser dieser Dimension bringen auch eine nicht abschätzbare Gefahr von Gewässerverunreinigungen mit sich. Durch die Überflutung der Auslaufräume und Ackerland werden Sauerstoff zehrende Stoffe wie Jauche, Düngemittel und Pestizidrückstände in das Gewässer eingebracht. Eingebrachte Reste von Pflanzenschutzmitteln dürften hier jedoch die größte Gefahr darstellen. Durch die Überflutung von oft hunderten Heizräumen wurde mit Sicherheit jede Menge Heizöl in das Gewässer eingebracht. Aber auch Altöltanks, überflutete chemische Betriebe und Kraftfahrzeuge stellen diesbezüglich eine große Gefahr dar. Die Kontrollorgane und Gewässerverantwortlichen werden in Hinkunft bei der Feststellung von Schäden sowie bei der Schadensminimierung gefordert sein. Aber auch bei der Beseitigung des durch die Wassermassen mitgebrachten Mülls werden die österreichischen Vereine und Angelorganisationen noch längere Zeit im Einsatz sein. Durch die alljährlichen Reinigungsaktionen werden wir hoffentlich in absehbarer Zeit des angeschwemmten Mülls wahrscheinlich Herr werden.
Auswirkungen auf die Fischerei
Die tatsächlichen Schäden, die auf Grund der mehrfach extremen Hochwasser entstanden sind, lassen sich nur schwer beurteilen. Das tatsächliche Ausmaß wird sich in den Folgejahren erweisen. Doch erlaubt uns die derzeitig beurteilbare Situation diesbezüglich schon einige Folgerungen:
- Auf Grund des Hochwassers erfolgte strömungsbedingt sicher eine größere Bestandsverlagerung in allen betroffenen Gebieten. Dies vermutlich insbesondere in den Zubringern in den Donauraum (Enns, Ybbs, Kamp etc.)
- Die Fischereiausübungsberechtigten werden hier mit zusätzlichen Besatzmaßnahmen gefordert sein.
- Inwieweit Besatzmaßnahmen, die auf Grund des Kormoranausfraßes zunichte gemacht wurden, werden noch durchzuführende Fischzählungen ergeben.
- Die verschiedenen Aufzuchtprogramme (Wiedereinbürgerung des Sterlet, Nase und Äsche etc.) wurde sicher schwer beeinträchtigt.
- Teile des diesjährigen Fischaufwuchses wurden wegen deren Auslandens schwer geschädigt. Inwieweit die Wachstumspyramiden hiervon betroffen sind, werden Folgeuntersuchungen ergeben.
- Von einer starken Schädigung der Nährtierwelt ist auszugehen. Dadurch wird das Abwachsen der Fische stark beeinflusst.
- Die Gewässerbeeinträchtigung auf Grund von erfolgten Umweltschäden ist nur schwer abschätzbar, wird aber sicher ihre Spuren hinterlassen.
- Durch die mehrfache Flutung des Entlastungsgerinnes in den letzten Jahren wird auch dieser Gewässerteil von schwersten Bestandsverlagerungen betroffen sein.
- Durch das starke Geschiebe und das Mitreißen von unglaublichen Schlammmassen wurden Teile der Gewässerstruktur verändert.
Schlussbemerkung
Die aus den massiven Regenfällen resultierenden Hochwässer der letzten Jahre, verursachten furchtbare Schäden in mehreren Bundesländern Österreichs. Für die vielen Betroffenen sind diese kaum gutzumachen und mehr als Existenz gefährdend. Kaum denkt man, man hätte die letzte Katastrophe überwunden, steht die nächste ins Haus. Aber auch der Lebensraum der Fische wurde massiv in Mitleidenschaft gezogen. In welchen Ausmaß Schäden entstanden sind, wird sich in nächster Zeit durch wissenschaftliche Untersuchungen erweisen. Ob aus den letzten Sintfluten die notwendigen Lehren bezüglich der Regulierung von Gewässern gezogen werden, liegt im Verantwortungsbereich der Behörden sowie der politischen Entscheidungsträger
Es ist jedoch zu verlangen, dass etwas geschieht und von unseren politischen Entscheidungsträger nicht zur Tagesordnung übergegangen wird! Doch sehr oft sind politischen Entscheidungsträger und Behördenvertreter möglicherweise mit Banalitäten zu sehr beschäftigt, um die tatsächlichen Probleme zu erkennen und diesen gezielt entgegen zu wirken. Die leidgeprüfte österreichische Bevölkerung hat ein Recht darauf, dass unsere gewählten Volksvertreter endlich handeln!
Wir können nur hoffen, dass sich die betroffenen Gewässer von den Schäden rasch natürlich regenerieren.
Eines wurde uns durch das Geschehene der letzten Jahre jedoch mehrfach bewiesen:
„Den Naturgewalten lassen sich von Menschenhand keine Fesseln anlegen!“