Sie lebt nur wenige Stunden – mitunter auch nur einige Augenblicke – die Maifliege, eine Form der Eintagsfliegen, die sogenannte Palingenia longicauda oder auch die „Blüte der Tisza“ genannt. Nach drei Jahren Larvendasein schlüpft die Maifliege, um sich in ihrem kurzen irdischen Dasein zu vermehren. Ein Naturschauspiel der besonderen Art, welches sich jährlich an bestimmten Abschnitten der Tisza und deren Nebenflüssen wiederholt. Der Flug der Maifliege, der sich auf wenige Juni-Tage des Jahres beschränkt, ist einzigartig und wird auch Tiszablüte (Tiszavirág) genannt. Wenn die Sonne tief steht und der Tag zu Neige geht, beginnt der Tanz der Maifliege.
Eine rasch vergängliche Schönheit
Drei Jahre fristet die Maifliege ein Larvendasein am Gewässergrund. Sie baut lange Wohnröhren in die tonhaltige Gewässersohle und ernährt sich von dessen organischen Beimengungen. In der Zeit des Entwicklungsstadiums vollzieht die Larve bis zu fünfundzwanzig Häutungen. Im Juni des dritten Jahres schlüpft die Nymphe aus der Larvenhaut und steigt vom Gewässergrund auf, um sich fortzupflanzen. Mehrere Männchen begatten an der Wasseroberfläche ein Weibchen. Kurz nach dem Paarungsakt verenden die Männchen. Die abgeworfene Haut der Nymphen und die Körper der verendeten Männchen bilden an der Wasseroberfläche nahezu einen Blumenteppich, deshalb auch der Ausdruck die Tiszablüte, im Ungarischen Tiszavirág genannt.
Die befruchteten Weibchen fliegen danach oft mehrere Kilometer gegen die Fließrichtung des Stromes, berühren dabei häufig die Wasseroberfläche, legen so ihre Eier ab und verenden danach ebenfalls. Die befruchteten Eier treiben mit der Strömung langsam an den Gewässergrund zurück. Den flussaufwärts gerichteten Flug von Insektenweibchen vor der Eiablage bezeichnet man auch als Kompensationsflug. Durch diesen Flug soll eine Verschiebung des Lebensraumes der Eier durch die Drift des Wassers verhindert werden. Obwohl in der Wissenschaft der Kompensationsflug umstritten scheint, ist es dennoch bemerkenswert, dass die befruchteten Eier doch an jene Abschnitte des Gewässergrundes zurückgelangen, wo sie die erforderlichen Bedingungen für eine weitere Entwicklung vorfinden. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven graben in die tonhaltige Gewässersohle wieder Wohnröhren und so schließt sich der Kreislauf eines sehr kurzen Lebens. Das Dasein eines Lebewesens – eines der vielen Phänome der Natur –, das von Begattung und Eiablage bestimmt ist und von der Gefräßigkeit der Fische beeinflusst wird. Mit einer Körperlänge von bis zu vierzig Millimetern ist sie die größte und schönste Eintagsfliege in Mitteleuropa.
Unter Schutz
Die stetige, nachteilige Veränderung an unserer Fließgewässern von Menschenhand und den sonstigen verursachten Verschlechterungen der Lebensbedingungen an den Habitaten führte zum Verschwinden dieser Art in Westeuropa. Zur Sicherung der Restbestände steht die Maifliege seit mehr als einem Jahrzehnt in Ungarn unter Naturschutz.
In vergangenen Zeiten war die Larve der Maifliege der Top-Angelköder schlechthin. Mit einem eigenen Stechwerkzeug wurde der Ton, in dem die Larven ihr Dasein fristen, aus dem Wasser gestochen und die Larven händisch aussortiert. Heute ist die Larve als Angelköder verboten und wird pro Larve, wenn sie bei einem Angler vorgefunden wird, mit etwa acht Euro Geldstrafe belegt.
Das Wasser kocht
Wenn in den beginnenden Abendstunden die ersten Larven schlüpfen, beginnt ein Naturschauspiel der besonderen Art. Die Fische scheinen an den Schlupfplätzen nahezu zu warten, um sich mit einer unglaublichen Vehemenz auf die Nymphen und geschlüpften Maifliegen zu stürzen. Mit Masse Alande und Rapfen, aber auch Ziege und vereinzelt auch kleine Welse rauben an der Wasseroberfläche nach dieser nahrhaften, natürlichen Nahrung! Zu dieser Zeit stellen die mit derartigen Vorgängen vertrauten Angler an der Tisza mit Spinnködern, aber auch mit der Fliegenrute den Schuppenträgern nach.
In den kurzen Abendstunden erlebt man eine spektakuläre, nahezu unvergessliche Fischwaid. Rapfen und Co. stürzen sich auf die im Oberflächenbereich geführten Wobbler, Spinner und Popper, oder auf die dargebotenen Fliegen und Streamer. In diesen zwei bis drei Stunden vor Sonnenuntergang ist der Fang von oft bis zu zwanzig Fischen die Normalität. Die wissenden einheimischen Angler hält an diesen wenigen Tagen des Jahres nichts zu Hause.
Erfolgversprechender Zeitpunkt
Der Zeitpunkt des Schlüpfens der Maifliege im Juni und deren Intensität sind nicht genau vorhersehbar. Der Schlupf der Tiszablüte ist sowohl witterungs- als auch windabhängig. Als sehr erfolgversprechend ist etwa die Zeit vom zehnten bis zwanzigsten Juni anzusehen. Ein lauer, nahezu windstiller Abend ist die halbe Miete, um an diesem Schauspiel teilhaben zu können. Wobei sich der Beginn des Schlupfes von Süden in Szeged beginnend in Richtung Norden (Tisza-to) auf Grund des oft gegebenen Temperaturunterschiedes verschiebt. Bei einem Vollflug schweben tausende und abertausende Maifliegen in den letzten Strahlen der Abendsonne.
Diese Einmaligkeit war mir leider nicht gegönnt. Dank meines Teamgefährten Attila Juhász, dem Zanderpapst der Tisza, konnte ich jedoch einen Maifliegenflug von geringerer Intensität miterleben. Ein für mich unvergessliches Angelerlebnis, wobei ich von dem Geschehen so gebannt war, das ich kaum angeln konnte, sondern das Ereignis beobachtete, fotografierte und filmte.
Sollten Sie einmal den Flug der Maifliege miterleben und auch angeln wollen, so wenden Sie sich an:
Attila Juhász
Angelführer
Tiszaikertsor 46
H-5358 Tiszafüred
UNGARN
Mobil: 0036/302 400 213
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Zum Abschluss habe ich noch ein Video zum Thema unter folgendem Link veröffentlicht: http://www.youtube.com/watch?v=6lkeNfEO2kg